Stille

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Mir fehlen die Worte. Buchstäblich. Darum war jetzt hier so lange Pause.

Es herrscht tiefe Betroffenheit, völliges Unverständnis und Fassungslosigkeit darüber, was bei uns mit Menschen – mit Müttern, Vätern, mit Kindern! –, die, um ihr Leben zu retten, vor dem Schlimmsten zu uns fliehen, in der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit, was mit diesen Menschen bei uns passiert. Wenn sie es überhaupt lebend hier her schaffen.

Ich verstehe beim allerbesten Willen nicht, wie so etwas Unmenschliches passieren kann. Die Toten im Meer. Die Toten im LKW. Traiskirchen. Wie Europa und Österreich so versagen können. Warum diese Menschen alles riskieren müssen, damit sie sich und ihre Familien vielleicht am Leben erhalten können. Warum es ihnen nicht ermöglicht wird, auf legale Weise, unbürokratisch und menschenwürdig bei uns Schutz zu suchen. Und warum es offenbar so schwierig ist, sie mit dem Nötigsten zu versorgen, mit einem Dach über dem Kopf, mit Nahrung, mit medizinischer Betreuung, mit Würde, mit Mitgefühl, mit Respekt.

Und als ob dies alles nicht schon genug wäre, gibt es auch noch Leute hier, die einfach nicht verstehen, dass es sich bei den Hilfesuchenden um Menschen handelt, aus Fleisch und Blut, mit Ängsten, Hoffnungen, Sorgen und Träumen. Väter, Mütter, Kinder, die einander aus tiefstem Herzen lieben und alles – alles! – aufs Spiel setzen, in dem Glauben und dem Vertrauen, dass ihnen hier im reichen, sicheren Europa das Menschenrecht auf Asyl gewährt wird und dass sie hier in Sicherheit sein werden. Dann gibt es hier Menschen, die sich öffentlich über in LKWs erstickte Frauen, Männer und Kinder (!) freuen. Und sich dafür nicht einmal schämen. Das macht mich nicht nur betroffen, das macht mir richtig, richtig Angst.

Darum war hier so lange Pause. Weil es mir vollkommen unpassend schien, zu irgendetwas anderem zu schreiben, so als ob das alles nicht direkt vor unserer Haustüre passieren würde. Und weil mir zu all dem einfach die Worte fehlten.

Ich wünschte, ich könnte persönlich und von Angesicht zu Angesicht helfen. Ich möchte nach Traiskirchen fahren, ich wäre heute gerne demonstrieren gegangen. Leider ist mir dies zurzeit aus familiären Gründen nicht möglich. Ich muss mich im Moment auf Sach- und Geldspenden beschränken und sie denen übergeben, die vor Ort sein können. Diesen Menschen danke ich hiermit aus tiefstem Herzen, dass sie diese Arbeit machen. Dass sie den Flüchtlingen, den Österreichern, der Welt zeigen, dass es hier auch intelligente, offene, mitfühlende, respektvolle und menschliche Menschen gibt.

Kategorie:

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von mumdiebloggt am 2. September 2015 um 23:08

    Du hast genau die richtigen Worte gefunden. Danke.

    • Veröffentlicht von Kängurukinder am 3. September 2015 um 22:48

      Danke fürs Lesen und Rückmelden!

Hinterlassen Sie einen Kommentar